Pendler-Chaos in Wien-West! Alle Details:

Mit der Einführung des neuen ÖBB-Fahrplans für die Ostregion am 9.12. verschlechtert sich das öffentliche Nahverkehrsangebot für die Pendler aus dem Westen Wiens drastisch! In der Hauptverkehrszeit zwischen 7 und 9 Uhr sind zwei Garnituren gestrichen, die Intervalle zwischen den Zügen sind nicht wie versprochen auf 15 Minuten getaktet sondern bewegen sich völlig unregelmäßig zwischen 6 und 46 Minuten und der Austausch der S2 durch eine verlängerte S60 bringt keinerlei Verbesserung mit sich, sondern ist rein kosmetischer Natur.

Sie soll zu den Hauptverkehrszeiten die Westeinfahrt bedienen, es stellt sich jedoch die Frage, wie die ÖBB diese Zeit definiert: Nachmittags wird die S60 nämlich zwischen 14:45 und 17:22 eingesetzt – danach nicht mehr. An der Lebensrealität der Menschen geht diese Planung meilenweit vorbei.

Nur zur Erinnerung:

Der Ausbau der U4 zum Auhof-Center wurde u.a. mit der Begründung abgelehnt, dass nach Fertigstellung der Fernverkehrstrecke durch den Wienerwald, die S-Bahnen aus dem Westen Wiens zunächst in der Hauptverkehrszeit im 15 Minuten Takt fahren werden und nach Fertigstellung des Hauptbahnhofes sollte dieser 15‘ Takt sogar den ganzen Tag lang gelten.

(siehe http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/416668/Wiener-Schnellbahn_S50-im-15MinutenTakt)

Nun ist die Fernverkehrsstrecke durch den Wienerwald fertiggestellt und bereits das erste Versprechen gebrochen! Von einem 15‘ Takt in der Hauptverkehrszeit kann keine Rede sein, zwischen der S50 (Abfahrt Bsp. Weidlingau: 07:28) und der darauffolgenden S60 (Abfahrt Bsp. Weidlingau: 08:14) klafft sogar eine Lücke von 46 Minuten. Der Regionalzug, bisher um 07:54, in Weidlingau und Wolf in der Au gar nicht mehr! Beim Austausch der S2 durch die S60 wurde eine weitere Garnitur gestrichen, die in der sensibelsten Zeit zwischen 7 und 8 Uhr für Entlastung sorgte. So fahren nun in dieser Zeit in Weidlingau und Wolf in der Au nur mehr 3 statt 5 Züge, in Hadersdorf 4 – das ist nicht nur ein Bruch der Versprechen die mit dem Milliardenprojekt Donauachse Westbahn einhergingen, es ist vielmehr eine massive Verschlechterung der Situation für Pendler!

Neben dem offensichtlichen Widerspruch zu dem, seitens der ÖBB gebetsmühlenartig wiederholten Ziel, den Westbahnhof als Nahverkehrsbahnhof zu positionieren, hat bringt der Austausch der S2 durch die S60 keinerlei Verbesserung für die Fahrgäste. Anstatt vom Westbahnhof bequem zu 2 verschiedenen U-Bahnlinien umsteigen zu können, müssen sie sich ihren Weg durch das Baustellenchaos des Hauptbahnhofes zur U1 bahnen und benötigen dabei noch fast 10 min länger (Bsp. Fahrt zum Stephansplatz) als via Westbahnhof. Für jene, die statt dem ausgefallenen Regionalzug nun mit einer S60 Vorlieb nehmen müssen, bringen die Milliardeninvestitionen in die Wienerwaldstrecke somit eine Verlängerung der Fahrzeit in die Innenstadt um 10 Minuten! Damit benötigen sie übrigens gleich lang, wie ein Pendler aus St.Pölten!!! (siehe Bsp. Unten)

Angesichts der bisher ersichtlichen Qualität der Planungen sind erhebliche Zweifel angebracht, ob nach der U1 Verlängerung nach Oberlaa, entsprechende Kapazitäten für alle Fahrgäste vorhanden sind. Immerhin muss – bei gleichmäßiger Verteilung – mit nahezu der Hälfte aller Pendler aus dem Westen gerechnet werden!

Der nächste große Kritikpunkt betrifft die geänderten Abfahrtszeiten. Besonders Familien mit Kindern müssen mit problematischen Umstellungen rechnen: Bisher fuhren die Züge so, dass es möglich war, Kinder zu den Schulen und Kindergärten der Umgebung zu bringen und anschließend in die Arbeit zu fahren. Die Beginnzeit von Schulen und Kindergärten ist normalerweise 08:00 Uhr. Jetzt fährt jedoch nur mehr ein Zug um 7:28, der nächste erst wieder um 08:14 (und der nicht zum Westbahnhof!). Somit wird man mit dem ersten Zug jedenfalls zu früh, mit dem zweiten Zug jedenfalls zu spät, entweder in die Arbeit oder in die Schule kommen. Eine Planung die noch weiter vom Alltag der Kunden entfernt ist, wird man wohl schwer finden!

(Update: gestern wurden die Abfahrtszeiten einer S50 nach Hütteldorf so geändert, dass sie näher bei 8 Uhr liegen. Ein Schritt in die richtige Richtung, aber immer noch keine Anbindung an den Westbahnhof!)

Ich bin ja inzwischen einiges von der rot-grünen Stadtregierung und den rot-roten ÖBB gewöhnt, aber die Selbstverständlichkeit, mit der hier nicht nur alle versprochenen Verbesserungen NICHT eingeführt werden, sondern das bisherige Angebot noch verschlechtert wird, das schlägt dem Fass den Boden aus.

Ich frage mich, wie Verkehrsstadträtin Vassilakou es nicht nur ihrer grünen Basis erklären kann, dass in Zeiten der Parkpickerlausweitung das öffentliche Nahverkehrsangebot mitten im größten Ballungs- und Pendlerraum Österreichs anstatt verbessert, einfach verschlechtert wird.

Nachdem diese Stadtregierung nun die größten Anstrengungen unternimmt, private PKWs aus der Stadt zu ekeln, schränkt sie zusätzlich noch die öffentlichen Alternativen ein. Das ist verkehrspolitischer Wahnsinn und zeigt wieder einmal, dass mit rot-grün keine Stadt zu machen ist!

Wir fordern umgehend die Einführung des längst versprochenen 15‘ Takts für S-Bahnen aus dem Westen, wir fordern die ebenfalls versprochene Fokussierung dieser S-Bahnen auf den Westbahnhof, weil die überwiegende Mehrzahl der Pendler genau dorthin wollen und wir fordern die Einhaltung dieser Versprechen per sofort!

Tragen Sie sich hier in die elektronische Unterstützungserklärung der ÖVP Penzing ein um unserer Forderung mehr Gewicht zu verleihen!

An folgendem Beispiel einer Familie aus Weidlingau ist die Verschlechterung des Angebots für Fahrten in die Innenstadt zwischen 7 und 9 Uhr deutlich zu erkennen:

Fahrplan 2012

Linie S50 Westbahnhof

Fahrplan 2013

Linie S50 Westbahnhof

Fahrplan 2012

Linie S2 Hauptbahnhof/

Südtiroler Platz

Fahrplan 2013

Linie S60

Hauptbahnhof/

Südtiroler Platz

07:03 06:56 07:13 07:14
07:40 07:28 07:35 08:14
07:54 (REG) 08:20 08:13
08:58

Bsp Fahrtzeit zum Stephansplatz im neuen Fahrplan

Via S50 und U3 über Westbahnhof: ca. 30 min
Via S60 und U1 über Hauptbahnhof: ca. 40 min
St.Pölten – Stephansplatz im neuen Fahrplan: Ca. 40 min