Technik – Fluch, Segen oder beides zugleich?

Ich muss zugeben, ich bin dem technischen Fortschritt bislang mit Skepsis gegenübergestanden. Alexas, die in unser Wohnzimmer Einzug gehalten haben, Kühlschränke, die unsere Einkaufsliste erstellen. Wo soll das hinführen? Die letzten Wochen, in denen das Coronavirus die ganze Welt in Atem hält, haben mir jedoch die positiven Seiten der digitalen Welt vor Augen geführt. Wir können via Skype mit unseren Liebsten in Kontakt treten, Lebensmittel online bestellen und nicht zu vergessen: Wir werden laufend über die aktuellsten Entwicklungen informiert – ob via Fernsehen, Radio oder das Internet. Auch die Pressekonferenzen der Bundesregierungen können dank unserer Kommunikationsmittel live mitverfolgt werden. Das war bei der letzten Pandemie, der spanischen Grippe, vor 100 Jahren nicht der Fall. Radio und Fernsehen waren damals noch Zukunftsmusik. Das Medium der Zeit waren die Zeitungen. Heute können wir stündlich – besser gesagt minütlich – im World Wide Web nach den aktuellsten Entwicklungen surfen.

Fluch oder Segen? Ja darüber lässt sich streiten. Fakt ist jedoch, Einkäufe und Essensbestellungen online zu tätigen, ist in Zeiten von social distancing definitiv ein Segen. Aber wie ist das mit der digitalen Kluft zwischen Jüngeren und Älteren? Gerade für die über 65-Jährigen wäre es ja wichtig, wenn sie alles online erledigen könnten. Gibt es da Barrieren, was den Umgang mit dem Internet betrifft? Die gibt es bestimmt, aber ich denke, sie sind nicht unüberwindbar. Dazu möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen. Als ich in den letzten Tagen die Wählerinnen und Wähler aus meinem Bezirk angerufen habe, um zu fragen, wie es ihnen während der Krise geht, erzählte mir eine 82-jährige Frau, dass sie sämtliche Einkäufe online tätigt und dadurch das Haus nicht verlassen muss. Dadurch fühlt sie sich sicher vor dem Virus. Aus dieser Perspektive können wir den technischen Fortschritt also als Segen sehen. Aber wie alles im Leben sollte man auch ihn mit Maß und Ziel verfolgen. Wir brauchen keine Roboter, die für uns das Denken übernehmen, aber Dinge wie skypen oder online shopping möchten wir wohl alle nicht mehr missen.