Zur Frage 2: Kostet dabei sein alles?

olympiaSo augenscheinlich die Frage nach einer Olympiabewerbung Wiens für 2028 ein medientaugliches Ablenkungsmanöver ist, so ungeniert wird darüber desinformiert.
Olympische Spiele bringen den Veranstaltern Ruhm, Ehre und eine weltweite Imagepolitur. Nicht umsonst prangen die olympischen Ringe auch 37 Jahre nach dem letzten olympischen Bewerb in Innsbruck noch an jeder zweiten Straßenecke. Dabei waren das „nur“ Winterspiele und dennoch waren sie (Mit-) Grund dafür, dass die Tiroler Landeshauptstadt Ende der 80iger Jahre defacto pleite war. Sommerspiele sind in ihrer Dimension noch einmal ein paar Nummern größer und damit sind wir auch schon beim Problem der Sache: die Kosten sind enorm und die Finanzlage der Stadt Wien ist prekär.

Keine gute Ausgangsposition, um ein derartiges Mammutprojekt zu starten. SP-Klubobmann Rudolf Schicker selbst rechnet allein bei den Bewerbungskosten mit 80-100 Mio. €. Was er nicht dazu sagt: In den letzten Jahrzehnten hat niemand bei der ersten Bewerbung gleich den Zuschlag erhalten. Abhängig von der Attraktivität der Mitbewerber kann eine drei oder sogar viermalige Bewerbung notwendig sein, um tatsächlich irgendwann Olympische Spiele austragen zu dürfen. Für jede einzelne Bewerbung kämen dann – laut Schicker – jeweils 40 Mio. € dazu. Im Vergleich dazu wirkt die momentane Basisförderung für die Wiener Sportverbände mit 900.000 € noch mickriger.

Ein weiteres kleines Detail ist in der so „umfassenden Information der Bürgerinnen und Bürger“ untergegangen: Noch niemals hat eine Stadt den Zuschlag für olympische Spiele bekommen, die in einem Binnenland liegt. Die Bewerbe im Meerwasser sind – trotz vernachlässigbarer Quote im ORF – international hoch angesehen und eine Veranstalterstadt muss direkten Einfluss auf die lokalen Organisatoren dieser Bewerbe garantieren können. Es müsste also eine weitere Stadt wie z.B. Triest in die Bewerbung eingebunden werden, was die Sache nicht vereinfachen wird.
Soweit nur zur Bewerbung. Sollten wir wirklich den Zuschlag erhalten, wird’s richtig teuer. Experten schätzen die notwendigen Mittel zur Errichtung aller Sportstätten auf mindestens 10 Mrd. €. Alle, wirklich alle Sportstätten und die Unterkünfte für die Athleten müssten neu gebaut werden. Das kostet nicht nur Geld, das birgt auch enormes Konfliktpotential mit Anrainern.
Das alles sind nun eigentlich durchaus lösbare Probleme, wenn die Gemeinde Wien nicht ohnehin schon von ihrer Schuldenlast beinahe erdrückt werden würde. Mit über vier Millarden € steht unsere Stadt in der Kreide und eine Trendumkehr wird von rot-grüner Seite ausgeschlossen. Wie sich da noch einmal 10 Mrd € ausgehen sollen, bleibt ein Rätsel.

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